Thema: Der Literaturnobelpreis dargestellt am Beispiel
des Schriftstellers Orhan Pamuk
I. Alfred Nobel:
Alfred Bernhard Nobel (21.10.1833 – 10. 12.1896), ein schwedischer Chemiker und Erfinder ist weltbekannt für die Erfindung des Dynamits, des jährlichen aufgrund von ihm vergebenen Nobelpreises und auf ihn beruhenden 355 Patenten. Da er gegen den Krieg war, bemühte er sich in seinem Leben eine „besonders starke Vernichtungswaffe“ zu konstruieren um der Menschheit vom Krieg abzuschrecken. Den größten Teil seines Vermögens hinterließ er zur Gründung der Nobelstiftung, zu deren Gründung ihn Bertha von Suttner angeregt hatte. Auch das chemische Element Nobelium ist nach ihm benannt. Die Preise werden aus den jährlichen Zinsen aus dem Alfred Nobel testamentarisch eingerichteten Fonds getragen.
Bevor Alfred Nobel verstarb, hielt er nämlich dieses in seinem Testament fest:
„Das Kapital, vom Testamentsvollstrecker in sicheren Wertpapieren realisiert, soll einen Fonds bilden, dessen jährliche Zinsen als Preise denen zuerteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben. Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile geteilt, von denen zufällt: ein Teil dem, der auf dem Gebiet der Physik die wichtigste Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigsten Entdeckung auf dem Gebiet der Physiologie oder der Medizin gemacht hat; ein Teil dem, der in der Literatur das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen hat; und ein Teil dem, der am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker und für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen gewirkt hat.“
„Es ist mein ausdrücklicher Wille, dass bei der Preisverleihung keine Rücksicht auf die Zugehörigkeit zu irgend einer Nation genommen wird, so dass der Würdigste den Preis erhält.“[1]
II. Der Literaturnobelpreis:
Der Literaturnobelpreis ist einer von fünf jährlich vergebenen Nobelpreisen.
Es ist ersichtlich, dass seit 1901 fast jedes Jahr (außer in Kriegszeiten) in 5 Bereichen die Nobelpreise vergeben werden, wie für Chemie, Physik, Physiologie od. Medizin, Literatur und Frieden, aber eines im Nachhinein folgte durch die im Jahre 1968 von der schwedischen Reichsbank gestiftete und erstmals 1969 verliehene Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.
Auswahlprozess und Preisverleihung:
Die Bekanntgabe erfolgt Anfang und Mitte Oktober, die feierliche Übergabe des Preises am 10. Dezember und zugleich dem Todestag des Preisstifters. Die Übergabe erfolgt durch den schwedischen König.
Jeder Nobelpreis hat eigene Zuständigkeiten, für den Nobelpreis für Literatur trägt die schwedische Akademie und deren Auswahlprozess das Nobelkomitee der Akademie die Zuständigkeit. Das Nobelkomitee wird für drei Jahre aus den Reihen der Akademie gewählt.
Das Nobelkomitee bittet jährlich im September für das kommende Jahr 600-700 ausgewählte Personen u. Institutionen weltweit für einen Kandidatenvorschlag. Darunter fallen wie zum Beispiel bisherige Nobelpreisträger; Mitglieder aus der schwedischen Akademie und auch andere Akademien, Gesellschaften oder auch Institutionen mit demselben Aufbau und Ziel; Universitäts- und Hochschulprofessoren in jeweiligem Bereich; und auch Präsidenten von Schriftstellerverbänden des jeweiligen Landes, die für die Literaturproduktion zuständig sind.
Das Nobelkomitee trifft immer engere Auswahlen mit der jeweiligen Zustimmung der Akademie bis Mai so dass am Schluss nur 5 Vorschläge vorhanden sind, mit denen Sie sich im Sommer spezifisch befassen. Abgestimmt wird Anfang und Mitte Oktober. Nur der Preisträger wird genannt, wobei andere Informationen, wie ausgeschiedene, in die engere Wahl gekommene oder auch gar nicht zur Auswahl gekommene Autoren 50 Jahre unter Verschluss bleiben.
III. Orhan Pamuk:
Orhan Ferit Pamuk (7. Juni 1952 in Istanbul, Türkei) international bekannter, türkischer Schriftsteller und auch der Träger des Nobelpreises für Literatur 2006.
Orhan Pamuk wurde 1952 als Sohn einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie in Istanbul geboren. Er studierte erst Architektur, dann Journalismus, bevor er sich ganz dem Schreiben zuwandte. Bereits sein erster Roman "Cevdet Bey und seine Söhne" wurde mit Literaturpreisen ausgezeichnet.
Seine Geschichten sind in der Art eigenwillig, teilweise opulente[2], einzigartige Werke, die sowohl in die große osmanische Vergangenheit zurückreichen, als auch die Probleme der heutigen Türkei benennen. Pamuk tritt für die Rechte der Minderheiten ein und bezieht immer wieder Stellung zu den politischen Problemen seines Landes. Aus der Türkei hingegen kriegt er hingegen zum größten Teil kein Hauch an positiver Anerkennung wegen diesen Werken.
IV. Begründung des Verdienstes von Orhan Pamuk als Preisträger des diesjährigen Literaturnobelpreises:
Orhan Pamuk versucht nicht nur in seinen Romanen, sondern auch in seinen TV-Auftritten u. Interviews die unterschiedlichen Sichtweisen, aus dem Okzident und auch aus dem Orient, näher darzustellen. Dabei lehnt er sich weit heraus aus dem orientalischen Kulturkreis und versucht es mit dem westlichen Gedanken zu erklären (Vgl. Buch „Istanbul“ und Interviews). Er verfasst dabei aktuelle politische Probleme der Türkei in seinen Romanen auf, und verarbeitet es in Geschichten mit fiktiven Personen und Leben (Vgl. Interview „Spiegel 2005“). Dabei stößt er auf Widerstand in der Türkei, doch mit positiver Anerkennung aus der westlichen Welt. Er kann es auch sehr gut verarbeiten in seinen literarischen Werken, da er aus nicht religiöser oder der Religion nicht ausübenden Familie entstammt und nicht viel für die türkische Kultur übrig hat. Doch wiederum ein gewisser Nationalstolz in ihm steckt.
Begründung der Schwedischen Akademie für den Nobelpreis in Literatur
an Orhan Pamuk:
„Der Nobelpreis in Literatur des Jahres 2006 wird dem türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk verliehen, der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt neue Sinnbilder für Streit und Verflechtung der Kulturen gefunden hat“[3]
a. Beleg aus dem letzten Roman „Istanbul“
In dem ersten Auszug aus dem Roman „Istanbul“ schildert Orhan Pamuk, die unterschiedliche Umgehensweise mit Kultur und historischen Gegenständen beider Welten. Damit möchte Orhan Pamuk der Welt klar machen, wie verschieden beider Denkweisen sind. Durch diese Gegenüberstellung hilft Orhan Pamuk dem Leser in die andere Welt eintauchen zu können (Vgl. markierte Textstelle S. 120-121)
Danach stellt der Autor ein Hauptproblem der Rückständigkeit der Türkei dar und zwar die feste Bindung zur Religion. Er nimmt dafür ein Beispiel aus seiner Jugend und deren Umgehensweise seiner Familie. Er kritisiert seine Landsleute und deren Arbeitsmoral, da die Religion vor der Arbeit steht und so die türkische Gesellschaft nie zu etwas bringen kann. (Vgl. markierte Textstelle S. 211-212)
Zuletzt nimmt Orhan Pamuk Stellung zu der Vorliebe zu „westlichen“ Autoren (Vgl. Z. 1 S. 327). Er schildert die verschiedenen Sichtweisen der Autoren über Istanbul, seinen Bezug zu ihrer Welt und kommt zum Fazit (S. 327- 330)
b. Beleg aus dem politischen Roman „Schnee“:
Orhan Pamuk packt in seinem einzigen politischen Roman, die schon seit langem bestehenden politischen Probleme der Türkei zusammen und formt daraus eine Geschichte. Er nimmt dafür verschiedene politischen Sichtweisen und verkörpert es durch fiktive Personen. Die Handlung spielt in der Stadt Kars östlich der Türkei gelegen, die sehr dafür prädestiniert ist. (Vgl. Anlagen Spiegel Interview)
c. Interviews:
Den Literaturnobelpreis kriegt Orhan Pamuk auch nicht nur wegen seinen literarischen Werken, sondern auch wegen seiner offenen Stellung zu vielen brisanten politischen Themen der Türkei, die er ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen in den Medien äußert wie zum Beispiel:
„Die Türkei ist einzigartig, wenn man bedenkt, dass sie sich vor 200 Jahren entschlossen hat, westlich und modern zu werden, sich radikal zu verändern und sich in eine neue Gesellschaft zu verwandeln. Über diese Dinge rede ich.“[4]
oder das bekannteste Zitat aus einem Interview mit einer Schweizer Zeitung „Tages-Anzeiger“ wie:
„… Man hat hier 30 000 Kurden umgebracht. Und eine Million Armenier. Und fast niemand traut sich, das zu erwähnen. Also mache ich es. Und dafür hassen sie mich. … “ [5]
V. Literaturverzeichnis:
a) Primäerliteratur:
Buch „Istanbul“ Textquellen Anlagen
b) Sekundärliteratur:
Alfred Nobel und der Literaturnobelpreis:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Nobel
http://www.dasan.de/wettbewerb/sofia/nobel/nobel.html
http://www.uni-bayreuth.de/departments/ddchemie/umat/nobel/nobel.htm
http://www.weltchronik.de/bio/cethegus/n/nobel.html#
http://www.math.uni-hamburg.de/math/ign/hh/biogr/nobel.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Nobelpreis_f%C3%BCr_Literatur
http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/wissenschaft/nobelpreis/literatur/index.html
Orhan Pamuk: http://de.wikipedia.org/wiki/Orhan_Pamuk
http://specials.hanser.de/pamuk/index.htm
http://tr.wikipedia.org/wiki/Orhan_Pamuk
http://www.dieterwunderlich.de/Orhan_Pamuk.htm
Rezension vom http://www.perlentaucher.de/buch/20147.htm
Buch „Schnee“ http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/schnee-r.htm
Interview http://www.mdr.de/mdr-figaro/2228587.html
http://tages-anzeiger.ch/dyn/news/kultur/560264.html
Allgem. Info http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurdenkonflikt_in_der_T%C3%BCrkei
[1] Zitat aus dem Testament von Alfred Nobel (Vgl. wikipedia Nobelpreis od. Anlagen)
[2] lat. opulentus "vermögend; reichlich vorhanden"
[3] Zitat aus www.haus-der-literatur.de/newsextra/nobelpreis2006.html oder siehe Anlagen
[4] Zitat aus einem Interview mit MDR Figaro 26.10.05 siehe Anlagen
[5] Zitat aus einem Interview mit einer Schweizer Zeitung „Tages Anzeiger“ siehe Anlagen
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